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Giant's Causeway - Nordirland

Irlandkalender 2013 – Giant’s Causeway

Im irland journal erschien zuletzt eine Reportage zum Irlandkalender 2013, in der ich die Geschichten einzelner Kalendermotive erzählte. Nachdem letzte Woche der erste Artikel hier im Blog erschien, erfahen Sie heute, wie das August-Motiv des Irlandkalenders 2013 entstand:

 

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dem Giant‘s Causeway bis zu dem Tag, als ich das Motiv für den Kalender 2013 aufnahm, durchaus kritisch gegenüber stand. Das ganze kam daher, dass meine erste Berührung mit Nordirlands meistbesuchter Touristenattraktion exakt genauso verlief wie bei den meisten Touristen auch. Ich fuhr in der Hochsaison mit dem Shuttlebus den Weg vom Visitor Center hinunter und kletterte mit Hunderten anderer Besucher über die sechseckigen Basaltsteine. Die Anzahl der Menschen pro Quadratkilometer lag an diesem Tourismus-Hotspot deutlich über der durchschnittlichen Einwohnerzahl Irlands. Hinzu kam, dass mein erster Besuch bei Flut stattfand. Ein nicht unerheblicher Teil des Causeways liegt dabei unter Wasser. Dieser erste Eindruck hatte mich nicht gerade begeistert. Wollte ich also dieses UNESCO Weltnaturerbe vernünftig aufnehmen, bedürfte es eines besonderen Timings, das zwei Faktoren berücksichtigt: Zum einen wollte ich bei Ebbe wiederkommen (der irische Gezeitenkalender ist seit Jahren fester Bestandteil meiner Ausrüstung) und zum anderen zu einem Zeitpunkt, an dem möglichst wenig Menschen auf den Basaltformationen herumklettern. Im April letzten Jahres war es dann so weit. Wir quartierten uns in einem B&B in unmittelbarer Nähe des Causeways ein und ich brach noch vor Sonnenaufgang zu Fuß auf. Vom Wanderweg, der oberhalb der Klippen verläuft, erhaschte ich einen ersten Blick auf den Damm des Riesen (so die deutsche Übersetzung). Dieser lag zwar noch komplett im Dämmerlicht jedoch konnte ich bereits sehen, dass außer mir niemand hier war. Perfekt! Da es noch einige Zeit dauern sollte bis die ersten Sonnenstrahlen den Causeway erhellten, beschloss ich mir die Umgebung näher anzusehen und passierte die sogenannten Orgelpfeifen (riesige Basaltsäulen) und das „Amphitheater“ (eine hufeisenförmige Bucht eingerahmt von steilen Hängen). Auf dem Causeway angekommen konnte ich, da gerade Ebbe war, recht weit hinausgehen und meine Aufnahmen so erstellen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Während die Morgensonne über die Basaltformationen huschte, umgab den Ort eine ganz eigene Magie die meine Phantasie beflügelte.

 

Die Legenden, die um den Causeway ranken, erzählen allesamt von Riesen, die den Damm nutzen, um trockenen Fußes nach Schottland zu wandern. Spannender finde ich die Andeutungen, die sich aus dem alten irischen Namen des Causeways ergeben: Clochan na bhFomharaigh bedeutet übersetzt so viel wie Damm der Fomorianer. Alten irischen Mythen zufolge waren die Fomorianer Dämonen, die an der Nordküste Irlands eindrangen. Nur gut, dass die Sonne jetzt schien, als ich da so alleine saß und mir ausmalte, was an diesem Ort so alles aus dem Meer steigen könnte.

 

Als ich Anfang September wieder einmal am Causeway vorbeikam, waren die umliegenden Hänge gespickt mit rot/gelben Flaggen. Der deutsche Künstler Hans Peter Kuhn hat diese Installation realisiert. Sie steht noch bis zum 04. November und ist Teil, des von der britischen Regierung inszenierten London 2012 Festival. Als Landschaftsfotograf, der am liebsten die unberührte Natur ablichtet, habe ich eine eigene Meinung über das, wie sich der Causeway aktuell präsentiert. Eine solche Aufnahme, wie im Kalender dargestellt, ist derzeit jedenfalls nicht möglich.